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grünblauer Pflangl-Hintergrund mit Plangl-Logo und der Aufschrift: Grundlagen - Was ist ein Delir?

Was ist ein Delir?

Delirium

Das Delirium wird auch Delir, akutes Delir oder akuter Verwirrtheitszustand genannt. Dieser Artikel soll die Angehörigen darüber informieren, was ein Delir ist und was zu tun ist, wenn dein Angehöriger davon betroffen ist.

Definition:

Ein Delirium bezeichnet eine plötzliche Funktionsstörung des Gehirns. Es handelt sich nicht um ein psychisches, sondern um ein körperliches Geschehen mit einer Bewusstseinsstörung. Ein akutes Delir bedarf immer schnellstmöglich einer ärztlichen Versorgung. Auch wenn Delir und Demenz beide das Denken beeinträchtigen, sind sie doch unterschiedlich:

  • Ein Delir beeinträchtigt hauptsächlich die Aufmerksamkeit, die Demenz beeinträchtigt das Gedächtnis.
  • Ein Delir beginnt plötzlich und oftmals zu einem bestimmbaren Zeitpunkt, die Demenz entwickelt sich in der Regel allmählich, ohne bestimmbaren Zeitpunkt.

 

Ein Delir deutet oft auf eine ernste, neu entwickelte Störung hin, vor allem bei älteren Menschen.

Menschen mit Delir bedürfen sofortiger medizinischer Hilfe. Wird die Ursache des Delirs schnell ermittelt und behoben, kann es normalerweise geheilt werden.

Ein Delir kann in jedem Alter auftreten, ältere Menschen sind allerdings häufiger betroffen.

 

Kennzeichen eines Delirs:

Die Betroffenen können sich nicht konzentrieren, und daher keine neuen Informationen verarbeiten, und sich nicht an Ereignisse erinnern, die kurze Zeit zurückliegen. Als Folge sind sie nicht in der Lage zu verstehen, was um sie herum geschieht. Sie werden orientierungslos. Plötzliche Verwirrtheit in Bezug auf Zeit und oftmals auch auf den Ort (wo sie sich befinden), kann ein frühes Zeichen für ein Delir sein. Falls das Delir schwerwiegend ist, wissen Menschen möglicherweise nicht, wer sie oder andere Menschen sind. Die Gedankengänge von Menschen mit Delir sind verworren, sie schweifen ab und reden wirr.

Ihr Bewusstseinszustand kann schwanken. Das bedeutet, dass Menschen plötzlich von Überaktivität in Teilnahmslosigkeit verfallen können. Symptome verändern sich häufig innerhalb von Minuten und sind zum Abend hin häufig schlimmer

Menschen mit Delir schlafen häufig ruhelos oder kehren ihren Schlaf-Wach-Rhythmus um, d. h., sie schlafen tagsüber und bleiben nachts wach.

Sie können bizarre, furchteinflößende optische Halluzinationen haben, bei denen sie Dinge und Menschen sehen, die nicht da sind. Manche Menschen entwickeln Paranoia (das unbegründete Gefühl, verfolgt zu werden) oder haben Wahnvorstellungen (Denkstörungen, bei denen Wahrnehmungen oder Erfahrungen falsch interpretiert werden).

Persönlichkeit und Stimmung können sich ändern. Manche Betroffene werden sehr ruhig und ziehen sich zurück, sodass sie ihre Umgebung ihr Delir gar nicht bemerken. Andere werden reizbar, aufgeregt, unruhig und laufen hin und her. Menschen, die ein Delir aufgrund der Einnahme von Beruhigungsmitteln entwickeln, werden meist schläfrig und ziehen sich zurück.

Ein Delir kann Stunden, Tage und länger anhalten, abhängig von der Schwere und der Ursache. Wird die Ursache des Delirs nicht rasch identifiziert und behandelt, kann es sein, dass der Betroffene zunehmend schläfrig und nicht ansprechbar wird und es starker Reize bedarf, um ihn aufzurütteln (eine Störung, die Stupor genannt wird).

Demenz und/oder Delir?!

Ältere Menschen leiden häufiger an Demenz, was ein Delir schwerer erkennbar macht. Beide verursachen Verwirrtheit. Der Arzt versucht die beiden abzugrenzen, indem er bestimmt, wie schnell die Verwirrtheit eingesetzt hat und wie gut die geistigen Funktionen des Menschen davor waren. Der Arzt stellt der Person auch eine Reihe an Fragen, die verschiedene Aspekte der Denkprozesse testen (Untersuchung der geistigen Verfassung). Daher werden Menschen, deren geistiger Zustand sich plötzlich verschlechtert – selbst wenn sie unter Demenz leiden –, gewöhnlich bis zum Beweis des Gegenteils so behandelt, als wären sie im Delir. Demenz erhöht das Risiko für ein Delir, und einige Menschen haben beides.

Falls sich bei älteren Menschen psychotisches Verhalten entwickelt, deutet dies meist auf ein Delir oder auf Demenz hin.

Hier findest du weitere Informationen zum Thema Demenz: https://pflangl.realtime-engine.de/arten-von-demenzerkrankungen/

 

Ursachen für ein Delir

Bei älteren Menschen kann ein Delir durch jede Störung entstehen, die auch bei jüngeren Menschen ein Delir auslöst. Aber es kann auch durch weniger schwerwiegende Ereignisse entstehen, wie zum Beispiel:

  • Dehydratation
  • Eine Störung, welche die Denkprozesse normalerweise nicht beeinflusst, wie eine Harnwegsinfektion, Grippe oder ein Mangel an Thiamin oder Vitamin B12
  • Schmerzen
  • Harnverhalt oder schwere Obstipation
  • Mangel an sinnlichen Empfindungen durch soziale Isolation oder wenn Menschen ihre Seh- oder Hörhilfen nicht tragen
  • Schlafentzug
  • Stress (jede Art)
  • Verwendung eines Blasenkatheters

 

Bestimmte Veränderungen machen ältere Menschen anfälliger für ein Delir. Diese Veränderungen sind unter anderem:

  • Eine erhöhte Sensitivität gegenüber Medikamenten und Drogen
  • Veränderungen im Gehirn
  • Krankenhausaufenthalt: Ein Aufenthalt in einer unvertrauten Umgebung, wie beispielsweise in einem Krankenhaus und insbesondere auf einer Intensivstation (ITS), kann zu einem Delir beitragen oder eines auslösen.
  • Operation: Ein Delir ist auch nach einer Operation sehr häufig, wahrscheinlich wegen des Operationsstresses, der Narkosemittel (Anästhetika) und der Schmerzmittel (Analgetika), die während bzw. nach der Operation angewendet werden.

 

Ein Delir kann auch entstehen, wenn Patienten, bei denen eine Operation ansteht, eine Substanz nicht erhalten, die sie sonst einnehmen, z.B. Alkohol, Medikamente oder Tabak. Wenn die Einnahme einer solchen Substanz unterbrochen wird, können die Betroffenen Entzugssymptome bekommen.

 

Das Vorliegen von Umständen, die das Risiko eines Delirs erhöhen.

 

Arzneimittel:

Ältere Menschen reagieren auf viele Medikamente und Substanzen empfindlicher. Bei älteren Menschen sind Arzneimittel, die die Gehirnfunktion beeinflussen, wie zum Beispiel Beruhigungsmittel, die häufigste Ursache eines Delirs. Allerdings kann es auch durch Substanzen, die normalerweise keinen Einfluss auf die Gehirnfunktion haben, einschließlich vieler nicht verschreibungspflichtiger Medikamente (vor allem Antihistaminika), ausgelöst werden. Ältere Menschen reagieren auf die anticholinerge Wirkung vieler dieser Medikamente empfindlicher. Eine dieser Reaktionen ist Verwirrtheit.

 

Altersbezogene Veränderungen des Gehirns:

Ein Delir tritt häufiger bei älteren Menschen auf, da sie durch altersbedingte Veränderungen im Gehirn anfälliger sind. Ältere Menschen haben zum Beispiel meist weniger Gehirnzellen und einen niedrigeren Acetylcholinspiegel – eine Substanz, die es den Gehirnzellen ermöglicht, miteinander zu kommunizieren. Jeglicher Stress (aufgrund eines Medikaments, einer Störung oder einer Situation), der den Acetylcholinspiegel weiter absinken lässt, kann die Gehirnfunktion erschweren. Folglich können solche Belastungen bei älteren Menschen häufig ein Delir auslösen.

 

Andere Faktoren:

Ältere Menschen leiden ebenfalls häufig an anderen Erkrankungen, die sie für ein Delir anfälliger machen, wie zum Beispiel:

  • Schlaganfall
  • Demenz
  • Parkinson-Krankheit
  • Andere Erkrankungen, die Nervenschädigungen verursachen
  • Einnahme von drei oder mehr Medikamenten
  • Dehydratation
  • Unterernährung
  • Unbeweglichkeit

 

Behandlung

Ein Delir beginnt gewöhnlich plötzlich und entwickelt sich im Verlauf von Stunden oder Tagen. Die Betroffenen verhalten sich unterschiedlich, aber meist ähnlich wie jemand, der zunehmend stärkere Vergiftungserscheinungen hat.

Ohne angemessene Behandlung kann ein Delir lebensbedrohlich verlaufen. Sollten Sie Ihren Angehörigen oder Bekannten in einem deliranten Zustand vorfinden, so ist unverzüglich der Notarzt zu verständigen.

Empfehlungen:

Anschließend ist zu empfehlen, ruhig mit dem Betroffenen zu sprechen und eine möglichst stressfreie Atmosphäre zu schaffen, bis ein Arzt vor Ort ist. Dies kann schwerfallen, da es sich auch für Angehörige häufig um eine Schocksituation handelt. Eine ruhige Atmosphäre hilft sowohl Ihnen als auch dem Betroffenen, die Ruhe zu bewahren. Denken Sie daran, dass sich ein Delir mit der richtigen, zügigen Behandlung in der Regel innerhalb von Tagen oder Wochen vollständig zurückbildet.

Maßnahmen:

Die wichtigste Maßnahme ist die Behandlung der Ursache. Nicht unbedingt notwendige Dauermedikamente werden im Krankenhaus abgesetzt, falls diese das Delir verursachen könnten. So können mögliche negative Auswirkungen des Entzugs der Medikamente überwacht werden. Hat der Betroffene lange Zeit nicht gegessen, getrunken oder Wasser gelassen, so wird dies behandelt. Auch mögliche neue Medikamente können notwendig werden.

Bei sehr starken Symptomen wie Panikreaktionen, starker Unruhe oder Aggressivität können zudem vorübergehend zum Beispiel beruhigende Medikamente eingesetzt werden. Sie können helfen, die Beschwerden zu lindern und für eine schnellere Heilung zu sorgen.

 

 

Als postoperatives Delir oder akutes Delirium bezeichnet man eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns nach großen Operationen oder schweren Erkrankungen. Die Patienten verlieren dabei das Zeitgefühl und wissen oft nicht, wo sie sich befinden. Was hilft und wie hier vorbeugt werden kann, erklären wir hier.

Die Umgebung kann maßgeblich dabei helfen, einem Delir vorzubeugen oder die Heilung zu verbessern.

Die wichtigsten Strategien zur Delirprävention sind:

  • frühe Mobilisation nach einer Operation mit Ergotherapie und Physiotherapie:
  • Muskelkraft und Beweglichkeit erhalten,
  • Selbstständigkeit fördern
  • geistige Aktivitäten anregen
  • ausreichende Sauerstoff-, Flüssigkeits- und Nahrungsversorgung
  • Polypharmazie vermeiden (verschiedene Arzneien gegen mehrere Erkrankungen) – Medikamente kontinuierlich überprüfen, nicht dringend notwendig Arzneimittel absetzen
  • Reorientierung: Angehörige einbinden und vertrautes Umfeld herstellen,
  • für gutes Sehen und Hören sorgen (eigene Brille und Hörgeräte benutzen),
  • Uhren und Kalender gut sichtbar aufhängen, aktuelle Tageszeitung anbieten,
  • Zimmerwechsel vermeiden,
  • möglichst konstantes Pflegepersonal einsetzen
  • Für guten Schlaf sorgen: Nachtruhe einhalten, Licht in der Nacht reduzieren,
  • Stress vermeiden
  • Angst vermeiden:
  • ausreichende Schmerztherapie,
  • Lärm reduzieren,
  • Kälte vermeiden,
  • schmerzhafte Untersuchungen erklären und die Durchführung rechtzeitig ankündigen

 

Prognose

Wird die Ursache für das Delir rasch erkannt und behandelt, erholen sich die meisten Betroffenen vollständig. Jegliche Verzögerungen verringern die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Genesung. Doch selbst bei Behandlung können einige Symptome wochen- oder monatelang anhalten und sich nur langsam bessern. Bei manchen Menschen entwickelt sich aus dem Delir eine chronische Hirnfunktionsstörung, ähnlich einer Demenz.

 

Elvira Eck

Fachkraft für Gerontopsychiatrie

 

Quellen:

  • Pflegebox (Delirium- Ursachen, Symptome und Behandlung)
  • Deutsche Hirnstiftung (Delir: Symptome, Ursachen, Behandlung)
  • MSD Manual für Patienten (Delir)
  • Helios Gesundheit (Delirium: Auslöser, Anzeichen und Vorbeugung)

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